Drucken

Seit Langem wird der europäische Gedanke am Wittekind-Gymnasium großgeschrieben. Bereits über 25 Jahre ist die Schule einziger Vertreter Deutschlands im Europrojekt „Unterricht ohne Grenzen“, das mittlerweile an das „Erasmus+-Programm“ der EU angebunden ist. Viele Kontakte zu Schulen in ganz Europa (und darüber hinaus) konnten so in den letzten Jahrzehnten geknüpft und vertieft werden. Des Weiteren beteiligt sich das Gymnasium an der Initiative „Stockhausen für Europa“, die sich die Erhöhung der Wahlbeteiligung bei der Europawahl im kommenden Jahr auf die Fahnen geschrieben hat und mit zahlreichen Aktionen am Start sein wird. Nicht zuletzt strebt das Wittekind die Zertifizierung als Europaschule an.

Zu diesem Konzept passt daher auch der Europa-Projekttag, der am 9. Mai für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe veranstaltet wurde. Auf Einladung des Europa-Teams, bestehend aus den Englischlehrerinnen Silke Horst und Jessica Stefener sowie Martin Holle, Lehrer für Sozialwissenschaften, diskutierten an diesem Vormittag der hiesige Bundestagsabgeordnete Achim Post (SPD) und Thorsten Augustin, Vertreter der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein bei der EU-Kommission in Brüssel (Hanse-Office) mit den Schülern verschiedener Jahrgangsstufen. Den Auftakt machte die EF, die sich im Musikzentrum versammelt hatte, um den Politikern auf den Zahn zu fühlen. Im Unterricht hatten die Jugendlichen Fragen zu den Themenbereichen EU-Institutionen, Brexit, Flüchtlinge, Finanzen sowie europäische Außen- und Sicherheitspolitik vorbereitet. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde starteten die beiden Moderatorinnen Jessica Weißbrich und Anna Berit Kröger mit einem kleinen Quiz als „Warming up“, bei dem die Gäste unter anderem Mitgliedstaaten auf einer Europakarte erkennen sowie Flaggen und Nationalhymnen zuordnen mussten. Anschließend stellten sich Post und Augustin den Fragen der Schüler, die von Jessica und Anna Berit souverän vorgetragen wurden. Nachdem die beiden Polit-Profis zunächst die Organisation der EU mit den verschiedenen Ebenen Kommission, Ministerrat und EU-Parlament erklärt hatten, gingen sie vor allem auf den Nutzen der Union für Deutschland und die Folgen des drohenden Brexit ein. Dabei unterstrich insbesondere Achim Post, dass Deutschland der größte Profiteur der EU sei, da 60% des deutschen Außenhandels innerhalb der Gemeinschaft abgewickelt würden. Daher müsse sich besonders unser Land für den Erhalt der Union einsetzen, um seinen Wohlstand zu sichern. Hierbei zahle sich auch die Solidarität mit ärmeren Ländern, wie Griechenland, aus, weil dadurch das Gesamtgefüge gestützt werde. Während vor zehn Jahren ein Auseinanderbrechen der Union unmöglich erschien, sei dies heute nicht mehr ausgeschlossen, so Post weiter. Hier seien, betonte der SPD-Politiker, wichtige Weichenstellungen gefragt und an vielen Stellen, wie zum Beispiel beim Abstimmungsrecht, Reformen vonnöten. Die Zukunft der EU, die sich trotz aller Querelen und Unterschiede als Wertegemeinschaft versteht und den Frieden in Europa nun bereits seit über 70 Jahren sichert, sei offen und abhängig von der Einstellung der Verantwortungsträger. Daher appellierte Post an die Jugendlichen, bei jeder Wahl genau hinzusehen und sich weiter für den europäischen Gedanken einzusetzen.
Im Anschluss an die Fragerunde auf dem Podium gingen die Gäste auf Fragen aus dem Publikum zu den Themen europäische Flüchtlings- und Finanzpolitik ein. Sie betonten die Notwendigkeit von Maßnahmen in den Herkunftsländern, um einen weiteren Zustrom von Kriegs- und künftig auch Klimaflüchtlingen zu verhindern.
Sicher hätten die interessierten Schülerinnen und Schüler gern noch weitere Fragen gestellt, aber Achim Post wurde schon bei einer ähnlichen Veranstaltung im Berufskolleg erwartet. Thorsten Augustin blieb hingegen noch im Wittekind-Gymnasium, um mit dem Leistungskurs Geschichte der Q1 zu diskutieren. Auch diese künftigen Jungwähler hatten einen bunten Strauß an Fragen zusammengestellt, die in der Kürze der Zeit leider nicht alle beantwortet werden konnten. Im Anschluss besuchte Augustin noch den HOPE-Club der Schule (s. eigenen Bericht unter der Rubrik HOPE auf dieser Seite). Insgesamt zeigten sich Schüler wie Organisatoren mit den Programmpunkten des Projekttages zufrieden und planen bereits eine Wiederholung im kommenden Jahr.

Auch die Presse berichtete über den Europa-Projekttag:

http://www.nw.de/lokal/kreis_minden_luebbecke/luebbecke/22134967_Ein-Plaedoyer-fuer-die-Europaeische-Union.html
http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Minden-Luebbecke/Luebbecke/3289690-Luebbecker-Schueler-diskutieren-mit-Politikern-Europa-kann-auchSpass-machen