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Seit 1991 bricht jedes Jahr im Herbst eine Delegation des Wittekind-Gymnasiums aus Lübbecke auf, um sich mit Lehrer*innen und Schüler*innen aus ganz Europa zu treffen, um bildungsrelevante Themen zu diskutieren und gemeinsame Projekte durchzuführen. Als Gründungsmitglied des europäischen Schulnetzwerks „Europroject – Education without frontiers“ versteht sich das Lübbecker Gymnasium als Pfeiler dieses europäischen Netzwerks, das aus 18 europäischen Schulen besteht und in welchem das „Wittekind“ Deutschland vertritt und derzeit aktiv in zwei mehrjährigen Erasmus+ Projekten mitwirkt, wovon eines sogar hier aus Lübbecke koordiniert wird. Zudem pflegt das Wittekind-Gymnasium mehrere Austausch-Partnerschaften mit den Netzwerkpartnern – normalerweise.

Dieses Engagement wurde im November 2019 durch die Verleihung des Zertifikats 'Europaschule' gewürdigt und im Düsseldorfer Landtag gefeiert.

Jedoch brach kurz danach vieles zusammen, was die sonst so internationale Schule eigentlich organisiert und ihren Schüler*innen ermöglicht hätte.

Zwar konnte im Februar 2020 noch die Kick-Off Konferenz für das von Jessica Stefener und Silke Horst koordinierte Erasmus+ Projekt „CARE“ in Lübbecke stattfinden – aber auch schon dieses europäische Treffen stand unter schlechten Vorzeichen: Sturm „Sabine“ machte die Anreise der Gäste am 09.02 zu einer wahren Odyssee und die Eröffnungsfeier am nächsten Tag musste in einer leeren Schule und ohne die Dezernentin aus Detmold stattfinden.

Als die Pandemie schließlich im März zur Schließung der Schule führte, bedeutete das auch das Ende für viele weitere europäische Projekte am Wittekind. Eine 9. Klasse befand sich zu der Zeit der Schulschließung anlässlich eines Medienprojekts mit der Partnerschule aus Esch in Luxemburg, und alle waren heilfroh, als Frau Büschenfeld und Herr Pretzer am Freitag, dem 13. März mit der Klasse 9a pünktlich um 17:33 Uhr wieder am Bahnhof in Lübbecke ankamen. Dass der für Ende März geplante Gegenbesuch der luxemburgischen Partner nicht mehr stattfinden konnte, ergab sich dann von selbst. Auch unser Austausch – ebenfalls mit Luxemburg -  im Bereich des Sportprofils in Klasse 7 unter der Leitung von Nicola Blazicko musste coronabedingt abgesagt werden. Im Juni mussten schließlich die Flüge für die Model United Nations Konferenz in Saragossa gecancelt werden, bei der die Teilnehmer*innen der MEGA AG unter der Leitung von Dorothee Röwekamp umweltpolitische Fragen mit jungen Menschen aus Spanien, Luxemburg, Polen und der Slowakei diskutiert hätten.

Stattdessen saßen die jungen Europäer im Juni 2020 im mehr oder weniger strengen Lockdown zu Hause oder hatten – wie die Schüler*innen in Lübbecke – Hybridunterricht, also einen Wechsel von Online- und Präsenzunterricht. Und so waren nicht nur die Schulen in Deutschland vor eine große Herausforderung gestellt, sondern die Schulen europaweit bzw. weltweit.

Am Wittekind-Gymnasium gelang die Umstellung auf das Distanzlernen vergleichsweise gut, da die Schule schon länger mit der Lernplattform „IServ“ gearbeitet hatte und es somit keine technischen Probleme oder Zeitverzögerungen gab wie an anderen Schulen oder in anderen Ländern. 

Was eine gute Plattform, regelmäßige Rückmeldungen zu den Aufgaben und Videokonferenzen aber nicht ersetzen können, ist das soziale Miteinander und die persönliche Ansprache, die normalerweise den Unterricht ausmachen und so wäre es vermessen zu sagen, dass die Einschränkungen während der Lockdowns schadlos an den jungen Menschen vorbeigegangen wären. Auch die Lehrer*innen an den Schulen im Ausland beobachten, dass Corona den Schüler*innen zugesetzt hat und das normale Leben immer noch beeinträchtigt. So kam es, dass die finnische Partnerschule ihre virtuelle Eurokonferenz unter das Motto „Wohlergehen“ stellte, die sie Ende November 2020 als „digitaler Gastgeber“ ausrichtete und die den europäischen Pädagogen die Möglichkeit zum virtuellen Austausch gab. 

Auch wenn sich alle Organisierenden und Teilnehmenden sämtlicher Erasmus+ - und Austauschprojekte das Jahr 2020 – auch mit den geplanten Feierlichkeiten aufgrund der Zertifizierung zur Europaschule – anders vorgestellt haben, verbindet alle die Erfahrung, dass mit den heutigen digitalen Möglichkeiten Kontakte zu Partnern im Ausland gehalten werden können und die vielfältigen Projekte nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sind. Alle hoffen, dass 2021 den normalen Schulalltag zurückbringen wird und die Schüler*innen bald wieder von den internationalen Projekten und Beziehungen profitieren sowie die Erasmus+-Projekte, die Austauschprogramme mit Russland, Frankreich und Italien sowie die Partnerschaft mit Delhi/NY im nächsten (Schul-) Jahr wieder mit persönlichen Begegnungen weitergeführt und gelebt werden können.

Hoffentlich bald wieder möglich - mit dem Zug durch Europa zu unseren Partnerschulen reisen!