Diese Erfahrung machte nicht nur Lennart Jacobtorweihe, der direkt vom Bus zu einer Familienfeier gefahren wurde, bei der es sofort 20 Familienmitglieder mit insgesamt 40 Küsschen zu begrüßen galt. Auch die anderen 15 Schülerinnen und Schüler des Wittekind-Gymnasiums sowie ihre beiden Begleiterinnen Jessica Stefener und Silke Horst hatten die Gelegenheit, bei dem Austausch, der im Rahmen des Europrojektes 'Unterricht ohne Grenzen' organisiert wurde, viele kulturelle Besonderheiten des südeuropäischen Landes zu erleben. Der Besuch  der Escola Francisco Rodrigues Lobo (vom 12.04.-18.04.2015) 150 Kilometer nördlich von Lissabon gelegenen Leiria war der Rückbesuch des Austausches, der mit Hilfe von Comenius-Geldern finanziert und zum zweiten Mal durchgeführt wurde.

Für die westfälischen Jugendlichen war vor allem die Gastfreundlichkeit der Gastgeber nennenswert. „Besonders beeindruckt hat uns die Offenheit der portugiesischen Familien, die uns auch nach dem Ende des offiziellen Programms viele schöne Momente beschert haben“

, betonen Svea Beckschebe und Madline Ehrentraut, die z.B. abends noch zu den Tropfsteinhöhlen Grutas da Moeda oder zum nahegelegenen Strand São Pedro gefahren wurden. Auch das portugiesische Essen wird den Lübbeckern lange in Erinnerung bleiben. Den landestypische Bacalhau (getrockneter Kabeljau) kosteten die Gäste ebenso wie die unvergleichlich knusprig-cremigen Vanilletörtchen Pastel de Nata, deren Geheimrezept die deutschen Lehrerinnen gerne mit nach Hause genommen hätten. 

Ein portugiesisches Abendessen beginnt nicht nur viel später als in Deutschland sondern besteht zudem aus zahlreichen kleinen Gängen, wobei die Schüler besonders von der Fülle an Desserts begeistert waren, die es nach jedem Abendessen zu probieren galt. Unvergleichbar ist ebenso die Erfahrung, Orangen direkt vom Baum des Nachbarn zu pflücken und unmittelbar zu genießen.

Für die begleitenden Lehrerinnen wird zudem die Ausstattung der Partnerschule noch lange für Wehmut sorgen. Nicht nur verfügt in Leiria jeder Klassenraum über eine moderne multimediale Technik, auch ist die personelle Ausstattung nicht mit Deutschland zu vergleichen: Auf jedem Flur befindet sich z.B. eine Hilfskraft zur personellen und technischen Unterstützung der Lehrkräfte, weitere Techniker, Reinigungskräfte und Sozialarbeiter stehen zur Verfügung und im Büro arbeiten zwölf Sekretärinnen. 

Die 16 Oberstufenschüler des Wittekind-Gymnasiums werden vermutlich eher die verschiedenen Ausflüge und Unternehmungen, die von den portugiesischen Kolleginnen Alcinda Goulart und Lidia Antunes aufwendig organisiert wurden, in Erinnerung behalten. So besuchte die Gruppe nicht nur die Papiermühle und die Burg von Leiria, sondern auch die beeindruckenden Klosteranlagen von Batalha und Alcobaca sowie den Strand von Nazaré. Zum Programm gehörte außerdem die Präsentation verschiedener landeskundlicher Themen, die die deutschen Schüler in englischer Sprache in unterschiedlichen Klassen zum besten gaben. Zur großen Überraschung waren dabei die eher 'verstockten Westfalen' sogar in der Lage, die portugiesischen Jugendlichen zum Singen und Tanzen zu deutschen Liedern zu motivieren. 

Auch das gemeinsame Backen von traditionellem Roggenbrot und das Erstellen eines Films schweißten die Gruppe zusammen, so dass der Abschied allen Beteiligten offensichtlich schwer fiel. Der Aufenthalt wurde gerahmt von Besuchen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon: Zu Beginn der Reise verbrachte die deutsche Gruppe eine Nacht in der Stadt am Tejo und entdeckten die südländische Metropole auf eigene Faust. Am letzten Tag erkundeten sie das ehemalige Expo-Gelände Parque das Nações bevor es zum letzten Mal 'Küsschen rechts, Küsschen links' gab und man letztmalig sehen konnte, dass Isabell König-Kindermann richtig lag mit der Feststellung dies brauche Übung. „Eine Woche ist nicht genug! Wir kommen wieder!“, stellten Jessica Stefener und Silke Horst fest, die auf eine Fortführung der Kooperation mit der weiterführenden Schule in Leiria hoffen und sich vorgenommen haben, beim nächsten Besuch etwas früher mit dem Üben von Begrüßungsritualen zu beginnen.

Von Jessica Stefener und Silke Horst

 

   

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