Schülerinnen und Schüler erfahren, wie es ist, mit behinderten Menschen zu arbeiten

Die erste Erasmus+ CARE-Konferenz fand vom 9. bis 14. Februar in Lübbecke statt. 47 Schülerinnen und Schüler aus fünf verschiedenen Ländern (Niederlande, Polen, Portugal, Finnland und Deutschland) kamen zusammen, um sich mit dem Thema zu befassen, wie behinderte Menschen in Deutschland betreut werden.

Der Name des von der deutschen Schule koordinierten und von der EU geförderten Projekts steht für "Aktives Mitwirken für Verantwortung und Empathie" (www.care-erasmus-project.eu) und zielt darauf ab, junge Menschen für soziale Berufe zu sensibilisieren. Bei dem ersten Zusammentreffen von Teilnehmern aus allen fünf Ländern ging es vor allem darum, Hemmungen zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Obwohl der Sturm "Sabine" oder "Ciara", wie er in einigen europäischen Ländern genannt wurde, vor allem für die polnische und finnische Gruppe viel Ärger verursachte, kamen alle rechtzeitig an, um den ersten Tag zu gemeinsam zu beginnen.

An diesem Tag wurden alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen einer Eröffnungsfeier vom Schulleiter des Wittekind-Gymnasiums, Dr. Eberhard Hagemeier, und von Angela Hölscher, der zweiten Vorsitzenden der Lebenshilfe Lübbecke (www.lebenshilfe-luebbecke.de), begrüßt. Frau Hölscher verstand es dabei, besonders eindrucksvoll aus der Perspektive einer Mutter eines Jungen mit Down-Syndrom auf die Probleme aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren.
Danach hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, mit dem Profi-Team „Baskets 96“ (www.baskets-96-rahden.de) aus der Nachbarstadt Rahden Rollstuhlbasketball zu spielen. Außerdem spielten sie Blindenfußball und lernten, wie es sein muss, sich als blinde Person auf andere verlassen zu müssen. Dies erleichterte ihnen den Zugang zum Thema und half ihnen, sich auf die Probleme behinderter Menschen in ihrem Leben einzulassen. Diese Sensibilisierung war als Vorbereitung auf den Besuch der Lübbecker Werkstätten, einer Einrichtung der Lebenshilfe, am Nachmittag sehr nützlich, wo die Teilnehmer viele Menschen mit verschiedenen Behinderungen trafen. Sie hatten die Möglichkeit, die Werkstätten zu sehen und viel über die Bedingungen für die dort arbeitenden Menschen zu erfahren. Mit vielen Eindrücken, die zunächst einmal verarbeitet werden mussten, gingen sie nach diesem ersten Tag nach Hause.
Am Dienstag wurden die Schülerinnen und Schüler in kleine Gruppen aufgeteilt, die entweder in Einrichtungen der Lübbecker Lebenshilfe oder des Wittekindshofes (www.wittekindshof.de) arbeiteten. Die Schülerinnen und Schüler erhielten nicht nur einen Einblick in den Tagesablauf der dort lebenden oder arbeitenden Menschen, sondern auch einen Eindruck davon, welche Probleme die Betreuerinnen und Betreuer bei der Arbeit mit den Menschen haben, z.B. müssen sie darauf achten, dass alle ihre Arbeit richtig machen, sich eine Möglichkeit überlegen, die Maschinen so zu gestalten, dass mögliche Fehler oder Unfälle vermieden werden, und die Fähigkeiten der Person einschätzen und ihr neben den normalen Aufgaben wie Medikamente geben oder Füttern derer, die dazu nicht in der Lage sind, eine geeignete Stelle und einen Partner zuweisen. Am Abend gab es so viele Informationen auszutauschen, dass die meiste Zeit mit dem Berichten vom interessanten Arbeitstag verbracht wurde, um die neu gewonnenen Informationen mit dem Rest der Gruppe zu teilen.
Auf ihrer Reise nach Bielefeld am nächsten Tag erfuhr die Gruppe zu ihrer Überraschung, dass die besuchte Einrichtung Bethel (www.bethel.eu) viel größer, komplexer und vielfältiger ist, als sie sich das ursprünglich vorgestellt hatten. Sie wurden über das so genannte Betheljahr informiert, eine Möglichkeit, nach dem Schulabschluss beispielsweise ein Jahr in einer der Einrichtungen in Bethel zu verbringen. Sie besuchten auch eine Schule für Krankenpflege und informierten sich über die Berufsausbildung sowie über die Möglichkeiten, in Bethel zu studieren. In ihrer Freizeit hatten sie nach dem Rundgang in kleinen Gruppen viel Spaß bei der Erkundung Bielefelds und gaben in den Geschäften der Stadt ihr Geld aus. Die Abende verbrachten sie in der Regel in Gruppen in den Häusern der Gastgeber, wo sie sich kennenlernten und über ihre kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten sprachen.
Der letzte Tag wurde nicht nur dazu genutzt, alle Informationen zu sammeln, das Projekt am Ende der Woche zu evaluieren, und mit Hilfe einer (witterungsbedingt nur virtuellen) Stadtführung die Partnerstadt Lübbecke kennenzulernen, sondern auch zur Vorbereitung einer Abschiedsfeier mit allen Gastfamilien, die am Ende zeigte, wie gut die Schülerinnen und Schüler gelernt hatten, sich gegenseitig zu umsorgen, als sie ihre Ergebnisse präsentierten, Reden hielten, gemeinsam zu Abend aßen und eine große Party in ihrer internationalen Gruppe genossen.
Als Fazit könnte man diese Woche als eine äußerst erfolgreiche Erfahrung bezeichnen, denn die Schüler und Lehrer hatten die Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, was es bedeutet, sich um jemanden zu kümmern, aber sie trafen auch viele interessante Menschen aus verschiedenen Ländern und bauten internationale Freundschaften auf, die sonst nicht existiert hätten.

             

CARE Video from Laurin on Vimeo.