Schüler*innen aus fünf Ländern erkunden soziale Berufe im portugiesischen Leiria

Nahezu hundert portugiesische Kindergarten-Kinder rennen umher, tanzen, springen und singen gemeinsam. An diesem Dienstag im April sind sie besonders fröhlich, da sie Besuch von Schülerinnen und Schülern aus Deutschland, Polen, Finnland, den Niederlanden und Portugal bekommen haben. Im Rahmen des Erasmus+ Projektes „CARE“ nahmen auch sieben Schüler*innen der Stufe Q1 des Wittekind-Gymnasiums sowie ihre Lehrerinnen Silke Horst und Jessica Stefener in der Woche vom 02. bis 08. April an einem multilateralen Treffen in Leiria in Portugal teil.

Sie arbeiteten dort eine Woche lang zum Thema „Caring for old and young people“ und erfuhren mehr über soziale Berufe. So war es auch Teil ihres Programms, Kindergärten zu besuchen, um sich über die Arbeit der Erzieherinnen, Psychologen sowie anderer Berufe dort zu informieren und herauszufinden, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt. Alle Gäste hatten kleine Präsente und Aktivitäten aus ihrer Heimat dabei, um sie mit den Kindern einzuüben. Besonders amüsant sah es dann aus, als alle portugiesischen Kinder die Bewegungen zum Lied „Das rote Pferd“ von den deutschen Schülern nachzuahmen versuchten und sichtlich Spaß dabei hatten.
Doch nicht nur verschiedene Kindergärten, auch die Arbeit in Alten- und Pflegeheimen wurde unter die Lupe genommen. Die Teilnehmer der Konferenz besuchten verschiedene Einrichtungen und kamen dort sowohl mit den Bewohnern als auch den Pflegekräften ins Gespräch. Alle zeigten sich besonders beeindruckt von der Arbeit, die dort geleistet wird und waren sich sicher, diese nun noch mehr schätzen zu können.
Direkt neben der portugiesischen Schule „Escola Secundaria Francisco Rodrigues Lobo“ befindet sich eine Fachhochschule für soziale Berufe, das „Instituto Politecnico de Leiria“. Hier wurde die aus insgesamt 60 Schüler*innen und 10 Lehrer*innen bestehende Gruppe herzlich empfangen und herumgeführt. Eine Professorin präsentierte sowohl die Ausstattung der Schule als auch die verschiedenen Ausbildungsgänge und -kurse. Besonders interessant war das Gespräch mit einer niederländischen Erasmus-Studentin, die von ihren Erfahrungen beim Auslandsstudium berichtete.
An einem weiteren Standort bietet die Fachhochschule die Ausbildung in medizinischen Bereichen sowie in der Entwicklung der zur Pflege notwendigen Technik an. Bei einem Besuch dort erfuhr die Gruppe nicht nur, wie lebensrettende Maßnahmen durchgeführt werden müssen, sondern durfte zahlreiche technische Innovationen testen, die Menschen mit Einschränkungen und im pflegerischen Bereich sehr nützlich sein können. So gab es dort etwa zahlreiche Rollstühle mit besonderen Funktionen, Computer, die mit den Augen gesteuert werden können, sowie zahlreiche Gegenstände, die den selbstständigen Alltag erleichtern bzw. erhalten können.
Beeindruckt von diesen Erfahrungen zeigten sich die Teilnehmer bei der anschließenden Evaluation ihrer Erfahrungen. Alle Schüler*innen hatten vor ihrer Anreise in der Heimat recherchiert, welche Einrichtungen in der Kindertages- als auch Altenpflege es gibt und wie dort gearbeitet wird. Sie berichteten außerdem über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe, die man dort ausüben kann. So fiel es allen auf, dass diese Berufe in allen Ländern noch immer zu schlecht bezahlt und vor allem zu wenig anerkannt werden. Dies sollte sich nach Ansicht der Teilnehmer dringend ändern, denn auch der Mangel an Personal war ein Problem, das von allen genannt wurde.
Darüber hinaus blieb natürlich auch noch Zeit, um die portugiesische Gastfreundschaft zu genießen. Zahlreiche „Pastel de Nata“ (mit Pudding gefüllte Küchlein), „Bacalhau“ in verschiedenen Zubereitungen (typisch portugiesischer Kabeljau) sowie unzählige Süßspeisen und „Bica“ (Espresso) konnten die Gäste genießen und teilweise sogar mit nach Hause nehmen. Die internationale Gruppe verstand sich vom ersten Tag an blendend und hatte sichtlich Freude an den Aktivitäten, nicht nur weil Leiria nur 20 Minuten vom Strand entfernt liegt und ein Abstecher nach getaner Arbeit immer noch möglich war. Dabei war es sicherlich hilfreich, dass sich die südländische Lebensfreude und Unbeschwertheit der Gastgeber sofort auf die Gäste übertrug. Bereits bei der Eröffnungsfeier tanzten alle zusammen sowohl traditionelle Tänze der teilnehmenden Länder als auch zu Musikvideos aktueller Hits. Diese sogenannte „ice-breaking activity“ tat ihre Wirkung und bereitete die Grundlage für eine harmonische Woche. Das umfangreiche, von Eltern vorbereitete Büfett bei der Abschlussfeier sowie die Tanz- und Singfreude der Gruppe machte auch diese zu einem vollen Erfolg.
Bereits am Flughafen vor dem Abflug fragten die restlos begeisterten Schüler*innen des Wittekind-Gymnasiums, wann sie wieder an einer solchen Aktivität teilnehmen können, da sie die in Leiria gemachten Erfahrungen als besonders wertvoll einschätzten. Leider war dies zunächst die letzte Konferenz im Rahmen des CARE-Projektes, doch alle Schulen waren sich einig, auch in Zukunft wieder Schüler*innen mit sozialen Berufen vertraut machen zu wollen und dass multilaterale Treffen dafür besonders geeignet seien. Die vielfältigen Erfahrungen für Schüler*innen und teilnehmende Lehrkräfte werden immer zu lebenslangen Erinnerungen, die niemand mehr missen möchte - da machen sich alle gern wieder an die Arbeit, um auch zukünftigen Klassen dies zu ermöglichen.