Europäische Schüler:Innen im Dialog über internationale Konflikte
Anfang April ging es für uns 6 Schülerinnen und Schüler der MEGA-AG (Elena Schulz, Emilia Loch, Helene Hinz, Leonie Hellmann, Xenia Trippel, Marlin Hohnstädt) per Zug in Richtung Osten, denn gemeinsam mit den Lehreinnen Claudia Kuppels und Natalia Müller machten wir uns auf den Weg zu einer MUN-Konferenz (Model United Nations) in der slowakischen Stadt Žilina.
Doch bevor irgendeine Form des Debattierens anstand, hatten wir Gelegenheit zu einer Sightseeingtour in Prag, um die Anreise durch zwei Etappen etwas entspannter zu gestalten. So erkundeten wir dort in weniger als 24 Stunden die vielen Sehenswürdigkeiten, bevor wir uns am nächsten Tag erneut in den Zug setzten und unser finales Ziel in der Slowakei ansteuerten.
Da wir auf dieser Konferenz ausnahmsweise nicht in Gastfamilien untergebracht werden konnten, wurden wir am Bahnhof Žilinas von einem der Chairs (Vorsitzender) der Konferenz begrüßt, welcher uns durch die Stadt führte unser Hotel zeigte und daraufhin zum Essen im örtlichen „Žilinská Kozlovna“ einlud.
Morgens sollte dann auch die tatsächliche Konferenz beginnen: Nach einer Stadtführung und einer Eröffnungszeremonie begaben wir uns erwartungsvoll in unsere zuvor zugeteilten Komitees. Während die meisten von uns im Human Rights Council nach humanitären Lösungen für die Deportation von illegalen afghanischen Flüchtlingen in Pakistan suchten, war die deutsche Delegation auch im Economic and Social Council vertreten, in welchem versucht wurde, territoriale Streitigkeiten im Südchinesischen Meer zu bereinigen.
Während wir alle (und insbesondere die, die zum ersten Mal eine MUN besuchten) bei unserer vorbereiteten Eröffnungsrede aus Nervosität gegen die Ohnmacht ankämpfen mussten, gewöhnten wir uns relativ zügig an das Diskussionsklima und konnten im Endeffekt auch teils großen Einfluss auf unsere Resolution ausüben.
Die Verhandlungen in den spezifischen Komitees stellten allerdings nur einen Teil der MUN dar – den zweiten und dritten Tag verbrachten wir vorwiegend in der General Assembly, in der sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der ZaMUN versammelten, um sich über Menschenrechte im digitalen Raum und die Bedeutung von Freiheit im Internet auszutauschen. Da sich dies beeindruckend schnell in einen Ost-West-Konflikt verwandelte, den vor allem die erfahreneren Delegierten austrugen, war es hier zwar etwas schwierig, in der Debatte Fuß zu fassen, doch immerhin konnten wir auf jeden Fall etwas für zukünftige Konferenzen mitnehmen.
Da in der General Assembly schätzungsweise 75 Schülerinnen und Schüler saßen, war es noch viel beeindruckender, dass die englischsprachige ZaMUN 2024 nicht die einzige MUN-Konferenz war, die in der Woche in Žilina stattfand: Die FRAC und ESMUN folgten zwar demselben Konzept, dort wurde sich in den Debatten allerdings der französischen bzw. der spanischen Sprache bedient. So trafen wir in der Slowakei insgesamt auf weit mehr als 100 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Finnland, Luxemburg, Polen, der Slowakei und Spanien.
Unser Terminkalender war aber nicht allein mit Meetings gefüllt: Am letzten gemeinsamen Abend wurde eine Party im Gymnázium bilingválne veranstaltet, auf der wir den Abend mit Tanzen verbrachten und eine Vielzahl an neuen Bekanntschaften machen konnten.
ZaMUN Supervisor und Erasmuskooridnator des Gymnázium bilingválne Imrich Milo hatte schon während der Eröffnungszeremonie zu allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen gesprochen, doch vor allem die Worte, die er während der Abschiedszeremonie an uns richtete, sind uns im Gedächtnis geblieben: Wir hätten laut ihm nun alle am Beispiel der hitzigen Debatte in der General Assembly gemerkt, warum die reine Existenz der UN wahrlich nicht voraussetze, dass alle Nationen der Erde auch wirklich vereint seien, sondern dass alteingesessene Vorurteile auch heute noch den Diskurs bestimmten. Gleichzeitig teilte er uns aber auch seine Hoffnung mit, dass einige von uns Delegierten sich in Zukunft für das Beseitigen dieser Barrieren einsetzen.
Es ist schwer zu begreifen, wie viel wir in der Spanne von nicht einmal einer Woche in Žilina (und natürlich im Rahmen des Erasmus+ Programms) erleben durften – nicht nur konnten wir ein europaweites Netz aus Freundschaften spannen, sondern auch unser Selbstbewusstsein und unsere Durchsetzungsfähigkeit trainieren und ein tiefgreifendes Verständnis für internationale Politik entwickeln. Vor allen Dingen aber macht uns die ZaMUN Lust auf mehr!