Deutsche SchülerAkademie 2019 - ein Teilnehmer vom Wittekind-Gymnasium berichtet

Veckenstedt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt), 24. Juli 2019, 9:30 Uhr: Die Sonne knallt auf das weitläufige, von Flüssen durchkreuzte und wild bewachsene Gelände des Landschulheims Grovesmühle, das die letzten zwei Wochen mehr als neunzig Schüler aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus beherbergt hat.

Die Teilnehmenden der Deutschen Schülerakademie (DSA) 2019 haben sich im Anschluss an das gemeinsame Frühstück und das tägliche Treffen im Plenum wieder in ihren Kursen zusammengefunden. Die Juristen zerbrechen sich über ein besonders kniffliges Kriminaldelikt die Köpfe, die Biologen nehmen Plankton-Proben aus dem Teich, die Mathematiker versuchen, komplexe Zahlen mit Zirkel und Lineal zu konstruieren, und die Philosophen bewegen sich mal wieder irgendwo zwischen Wahrheit und Wahnsinn. Für später hat jeder etwas anderes geplant; manche freuen sich schon auf die Chor- oder Band-Probe, andere bereiten sich auf das anstehende Volleyball-Turnier vor und wieder andere sind gespannt auf den Physik-Vortag am Abend.

Doch eine bittere Tatsache steht wie ein Schatten über alledem: Die Akademie neigt sich dem Ende entgegen. Dabei gibt es doch noch so viel zu tun! Die Dokumentationen der Kursarbeit müssen noch fertiggestellt werden, man wollte noch dieses oder jenes Freizeitangebot realisieren und dutzende interessante Menschen besser kennenlernen. Die ein oder andere Nachtschicht muss wohl noch abgehalten werden, aber was macht das schon für einen Unterschied, wenn man die Rettung seines Schlafrhythmus doch ohnehin schon längst aufgegeben hat?
Was in Wirklichkeit zwei Wochen waren, fühlte sich wie ein Augenblick an. Dank unzähliger verschiedener Freizeitangebote, abwechslungsreicher Kursarbeit und spannender Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen, von denen jeder etwas kann oder weiß, was ihn oder sie auf der Akademie einzigartig macht, lässt sich kein Tag mit dem vorangegangenen vergleichen. Paradoxerweise ist genau diese Abwechslung auf der Akademie zur Routine geworden. Doch obwohl die Zeit wie im Flug an den Teilnehmenden vorbeirauscht, hat man das Gefühl, schon ewig die Grovesmühle unsicher zu machen – wie sollen all die Erinnerungen denn auch in einer derart kurzen Zeitspanne geschaffen worden sein?
Wenn man herumfragt, ob man sich die Akademie genau so vorgestellt habe, wird diese Frage höchstwahrscheinlich von niemandem bejaht. Denn das Internatsgelände war diesen Sommer mit Sicherheit kein Treffpunkt für lauter Streber und Spießer und die Akademie selber keine zweite Schule, ganz im Gegenteil: Es wurde mit Poolnudeln gefochten, Schneewittchens böse Stiefmutter verurteilt, die Phasen der Mitose getanzt, Ed-Sheeran-Songs zu Philosophie-Hymnen umgedichtet und ein Quidditch-Turnier veranstaltet (na gut, zumindest ein Klischee wurde wohl doch irgendwie erfüllt).
Nun wird es nicht mehr allzu lang dauern, bis sich jeder an die persönlichen Highlights – sei es das Abschlusskonzert, der Varieté-Abend, die Party mit Band-Auftritt oder das nächtliche Beisammensein am Lagerfeuer – erinnern und die ereignisreiche Zeit im Nordharz Revue passieren lassen wird. Schon jetzt kann man zahlreiche Gespräche belauschen, in denen Phrasen wie „Wisst ihr noch?“ oder „Erinnert ihr euch?“ verwendet werden. Häufig ist die darauf folgende Anekdote gerade einmal eine Woche alt – oder waren es sogar nur zwei Tage? Was man in vierzehn Tagen nicht alles erleben kann!
Doch leider kann man all dies nur einmal mitmachen, denn keine der Deutschen SchülerAkademien ist wie die andere und die Teilnahme ist kein zweites Mal möglich. Jeden Sommer haben Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe jener Schulen, die zur allgemeinen Hochschulreife führen, die Möglichkeit, sich für die Teilnahme an einem der zahlreichen, vielfältigen Kurse einer der Akademien zu bewerben beziehungsweise über die Schule vorgeschlagen zu werden. Darüber hinaus werden JuniorAkademien, die ähnlich aufgebaut sind, aber einen anderen Umfang sowie andere Voraussetzungen und Anforderungen haben, für jüngere Interessierte angeboten. Das Auswahlverfahren richtet sich nicht nur nach den Schulnoten, sondern auch nach einer Vielzahl weiterer Kriterien wie außerschulischem Engagement oder gegebenenfalls dem Überzeugungsgrad des Motivationsschreibens; demzufolge hat jeder eine Chance, warum sie also nicht ergreifen? Es lohnt sich.
Denn am Ende, wenn jeder im Zug, Auto oder Flugzeug zurück nach Hause sitzt, wird man sich wohl trotz der auslaugenden Arbeit, des chronischen Schlafmangels und der anhaltenden Reizüberflutung der letzten zwei Wochen fragen, wo die Zeit geblieben ist. Vielleicht ist genau das für einige die wichtigste Erkenntnis, die sie auf der Akademie gewonnen haben: Zeit ist relativ.

Für weitere Informationen:
•    https://www.deutsche-schuelerakademie.de/
•    https://www.bildung-und-begabung.de/unsere-projekte-akademien/deutsche-schuelerakademie