Die Wittekind-Streitschlichter stellen sich vor

Warum streiten Menschen? Welche missachteten Grundbedürfnisse liegen einem bestimmten Konflikt zugrunde? Wie kann man zwei Konfliktpartner durch gezielt eingesetzte Kommunikationstechniken miteinander ins Gespräch bringen, so dass sie gemeinsam eine tragfähige Kompromisslösung erarbeiten? Diesen psychologischen Fragestellungen widmeten sich nicht etwa die Schülerinnen und Schüler des Pädagogikleistungskurses, sondern die interessierten Schülerinnen und Schüler der zukünftigen Jahrgangsstufe 7, die sich während eines zweitägigen Projekts von den beiden Beratungslehrerinnen Claudia Jeske und Petra Müller zu Streitschlichtern am Wittekind-Gymnasium ausbilden ließen.

Die Trainingseinheiten im Rahmen der Streitschlichterausbildung gliederten sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. In der Theorie beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler damit, dass Menschen, die miteinander streiten, sich mit ihren Bedürfnissen nicht ausreichend gesehen und berücksichtigt fühlen. Sie erkannten, dass es zum Beispiel um Freundschaft geht, die verraten wurde, um Sicherheit, die bedroht ist oder um Respekt, der verweigert wird. Die Auseinandersetzung mit den psychischen Kernbedürfnissen Sicherheit, Schutz, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit sowie Freundschaft, Zugehörigkeit, Anerkennung und Respekt kannte jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer aus seinem eigenen Leben. So konnte Einfühlungsvermögen als Grundvoraussetzung für angehende Streitschlichter entwickelt werden.

Während des Praxisteils erlernten die Schülerinnen und Schüler den Aufbau eines Vermittlungsgesprächs. Es wurden zielführende Leitfragen und Impulse erarbeitet, die den Schülerinnen und Schülern helfen, den verletzten Kernbedürfnissen beider Konfliktpartner nachzugehen und ihnen zu helfen, Verletzungen zu überwinden. Ziel der Mediatoren ist es, eine gemeinsame Lösung des Problems zu erarbeiten. In zahlreichen Rollenspielen wurden Schlichtungsgespräche geübt und der Gesprächsverlauf anschließend ausgewertet.

So fühlt sich die hochmotivierte Gruppe der Streitschlichter, die von ihren Beratungslehrerinnen begleitet wird, bestens vorbereitet. Bereits in den letzten Schultagen haben sie ihren Dienst im ihrem neu eingerichteten Büro aufgenommen. Im neuen Schuljahr werden sie über ihre Tätigkeit in den Klassen der Erprobungsstufe informieren und sich als neue Gruppe, die sich für ein möglichst konfliktfreies soziales Miteinander engagiert, vorstellen.

Das oben skizzierte Streitschlichterprogramm ist in einem größeren Zusammenhang zu sehen, denn es gehört als eine wichtige Säule zum ERASMUS + Projekt des Wittekind-Gymnasiums mit dem Titel „HOPE- Human Opportunities for Peace in Europe“. Die Grundidee, dass der konfliktfreie Umgang miteinander schon in der Kindheit trainiert und  internalisiert werden muss, um zur Friedenserziehung beizutragen, wird von der europäischen Union unterstützt. Das Wittekind-Gymnasium, eine Schule die Europa lebt, tauscht diese Projektidee auf europäischer Ebene mit Partnerschulen in Süd-, Mittel- und Osteuropa aus.