Durch eigene Erlebnisse Schüler aufrütteln

Das Präventionsprojekt „Crash Kurs NR.W Realität erfahren. Echt hart.“ setzt darauf, Jugendliche durch authentische Bilder von Unfällen und durch Berichte betroffener Einsatzkräfte emotional anzusprechen und aufzurütteln, um so die Zahl der schweren Verkehrsunfälle mit Fahranfängern zu verringern. Im Mühlenkreis wurden bereits über 100 Mal Oberstufenschüler mit den Erlebnissen von Polizisten, Notärzten, Sanitätern, Feuerwehrleuten und Notfallseelsorgern konfrontiert. Auch am Wittekind-Gymnasium wurde die Veranstaltung schon mehrfach durchgeführt, zuletzt im Februar mit den ca. 120 Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe (Q1).

Als Einstieg diente eine eindrückliche, aber zugleich beklemmende Foto-Präsentation. Untermalt wurde sie von einem Song des Rappers Jo Riller, der darin eigene Erfahrungen verarbeitet hat. „Kannst du die Kreuze an den Bäumen sehen? Willst du so dein Leben beenden, die schönste Zeit deines Lebens verschwenden?“, sang der Berliner Musiker während Fotos von völlig zerstörten Fahrzeugen gezeigt wurden. Schrecklich sich vorzustellen, was mit deren Insassen passiert ist.
Im Anschluss schilderten Polizist Timm Klopp, Rettungssanitäter Marcus Pansing, Feuerwehrmann Uwe Jeron, Notarzt Markus Fisahn und Notfallseelsorger Christoph Ruffer sowie als Moderator Polizeihauptkommissar Peter Béfort den Jugendlichen ihre persönlichen Erlebnisse. Ganz bewusst hatten sie Unfälle mit jungen Opfern, einige davon Fahranfänger, ausgewählt.
Obwohl die dargestellten Unfälle zum Teil schon Jahre zurückliegen, merkte man allen Referenten die emotionale Betroffenheit an. Dies führte der Mindener Polizeibeamte Tim Klopp darauf zurück, dass die Bilder, die er während seiner Tätigkeit z.B. von den zerstörten Fahrzeugen, Verletzten und Toten wahrnehme, sich im Gedächtnis festsetzten. Er nehme sie mit nach Hause und werde sie nicht mehr los. Auch Notarzt Markus Fisahn ergeht es ähnlich. Er erklärte angesichts des Unfalltodes eines jungen Fahrers, für ihn als Mediziner sei der Tod kein Feind, der könne sogar eine Erlösung sein und gehöre zum Leben. Vielmehr belaste der Unfall selbst. Dieser sei völlig sinnlos. „So etwas wollen wir alle nicht mehr sehen.“, brachte Fisahn auf den Punkt, was die Einsatzkräfte bewegt und immer wieder zur Teilnahme am „Crash-Kurs NRW“ veranlasst. Daher verbanden sie ihre Berichte mit der Bitte an die Schülerinnen und Schüler, vorsichtig zu fahren, aufmerksam zu sein und das Handy während der Fahrt nicht zu benutzen. Der Espelkamper Feuerwehrmann Uwe Jeron wünschte sich zudem einen Perspektivwechsel der jungen Erwachsenen: „Denkt auch an die, die euch im Ernstfall aus dem Fahrzeug holen müssen.“ Auch Pfarrer Christoph Ruffer sprach von der Belastung, die der Einsatz als Notfallseelsorger mit sich bringt, vor allem die Aufgabe, Gemeindegliedern den Tod eines Angehörigen mitzuteilen. „Das ist mit der schlimmste Job, besonders wenn es sich um ehemalige Konfirmanden handelt. Passt auf und erspart es uns!“, gab er den Schülern daher mit auf den Weg. Abschließend dankte Moderator Peter Béfort den jungen Zuhörern, für ihr diszipliniertes Zuhören und wünschte ihnen „Kommt heil durch’s Leben!“
Im Anschluss diskutierten die sichtlich betroffenen Schüler und Schülerinnen noch einige Zeit über das Gehörte und es steht zu hoffen, dass die authentischen Berichte und drastischen Bilder ihre Wirkung nicht verfehlen.